Gedenken weckt Erinnerung
Die Schüler*innen der neunten Klassen bekamen am diesjährigen Holocaust-Gedenktag des Schlossgymnasiums das Schicksal der 1939 im Alter von acht Jahren aus Kirchheim geflohenen Renate Reutlinger präsentiert. Diese hatte zuvor im Nationalsozialismus schon vieles durchlitten, war von ihrer Klassenlehrerin aus der Schule geworfen worden und hatte ihre besten Freundinnen verloren, als diese vom einen auf den anderen Tag nicht mehr mit ihr spielen durften. Den Reutlingers gelang schließlich die strapaziöse Flucht über kubanische Gewässer, Belgien und die Niederlande nach New York.
All dies konnte Frau Reutlinger, die als Renate Breslow heute in Philadelphia lebt, den Schüler*innen selber erzählen. Sie war bereits im Dezember von der AG Geschichtswerkstatt und anderen Interessierten interviewt worden. Die 94-jährige erzählt schon seit Langem Schulklassen und Museumsgruppen in Ihrer Heimat Philadelphia, USA, von ihrer Fluchterfahrung. Gerne war sie per Videokonferenz auch am Schlossgymnasium zu Gast, seit 2016 zum zweiten Mal.
Umso überraschender, dass sich nun auch eine Kirchheimerin an Renate Breslow erinnert: Teil von Frau Breslows Erzählung ist die Erinnerung an ihre Schulfreundin Marianne. Kurz nach der Gedenkveranstaltung meldete sich ein Schüler: „Ich glaube, das ist meine Großtante.“ Selbige hatte von Frau Breslows Vortrag über die Berichterstattung im Teckboten erfahren. Nach über 87 Jahren konnten die beiden nun wieder in Kontakt treten.
Damit dieser noch möglichst lange andauert wünschen wir den beiden "Ad mea we-esrim" - mögest Du 120 Jahre leben.