âAlle groĂen Leute sind einmal Kinder gewesen.â
In 27 hingetupften Kapiteln erzählt Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ von den „sonderbaren großen Leuten“, die so sehr mit Zählen, Befehlen und Funktionieren beschäftigt sind, dass sie den Blick für die wesentlichen Dinge der menschlichen Existenz verloren haben. Die Zivilisationskritik des Werks bringt die Oberstufen-Theater-AG unter der Leitung von Sebastian Gekeler und Henriette Kirchner mit großer Textsicherheit und angemessen ruhigem Spiel überzeugend auf die Bühne.
Schon beim ersten Auftritt des kleinen Prinzen, der im Laufe des Stücks von drei verschiedenen Schüler*innen gespielt wird, wirkt die kindliche Perspektive und Naivität der Figur ins Publikum hinein und sorgt für Erheiterung, als er den in der Wüste abgestürzten Piloten bittet, ihm ein Schaf zu zeichnen. Für diejenigen im Publikum, denen das Werk nicht vertraut ist, entsteht eine absurde Situation, aus welcher jedoch schnell die Erkenntnis erwächst: Dem kleinen Prinzen dürstet es nicht nach Wasser, sondern nach Poesie und nach einem Freund.
Die teilweise selbst geschneiderten Kostüme zeigen, wie viel Arbeit und Liebe zum Detail in die Inszenierung des Werkes gesteckt wurde und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Stücks. Alle Rollen sind passend besetzt und die jungen Schauspieler*innen gehen ganz in ihnen auf und es gelingt ihnen, die Tiefe und Bedeutsamkeit mancher Gedanken souverän durch ihr Spiel wirken zu lassen. So ist es im Publikum absolut still, als der Fuchs dem kleinen Prinzen zum Lehrmeister wird und ihm eine Weisheit mit auf seinen weiteren Weg gibt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Die Absurditäten der Erwachsenenwelt werden in Person des Geschäftsmannes und des Laternenanzünders auf die Spitze getrieben und sorgen bei den Zuschauer*innen für Lacher und auch Kopfschütteln. Ein Geograph, der statt die Welt zu bereisen, sein gesamtes Wissen nur aus Büchern bezieht und sein Leben am Schreibtisch verbringt, gibt dem Publikum ebenfalls zu denken. Still und andächtig lauschen dann alle wieder der Unterhaltung des kleinen Prinzen mit seinen Blumen, die er pflegt und vor jeglicher Gefahr bewahren will. Seine bedingungslose Liebe zu diesen teils freundlichen und zugewandten, aber auch eitlen und launischen Blumen berührt und die Schauspieler*innen geben den Blumen den stimmigen Ton, um die jeweilige Verfasstheit deutlich zu machen.
Doch auch kurze Momente großer Traurigkeit wussten die jungen Schauspieler*innen mit dem nötigen Ernst zum Ausdruck zu bringen. Der Auftritt der beiden Säufer war kurz, aber hallte noch nach, weil sich darin große Verzweiflung und Scham über das eigene Versagen spiegelte.
Mit dem Biss der Schlange geht der kleine Prinz dann dem Tod und der Transformation entgegen und verabschiedet sich vom Piloten mit den Worten: „Du wirst Sterne haben wie niemand anderes…Wenn du in der Nacht den Himmel betrachtest, weil ich auf einem von ihnen wohne, dann wird es für dich so sein, als ob alle Sterne lachten, weil ich auf einem von ihnen lache.“
Mit einem atmosphärisch stimmigen Lichtertanz geht ein emotionaler und nachdenklich stimmender Theaterabend am Schlossgymnasium zu Ende, über dem die Botschaft des kleinen Prinzen schwebt: Seid freundlich einander zugewandt, übernehmt Verantwortung und erkennt, wie wertvoll Freundschaft und Liebe für unser aller Leben sind.
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