Kinder ohne Kindheit

Benjamin Pütter kämpft gegen Kinderarbeit und das nicht nur am Schreibtisch

© HEYNE-Verlag

Am Freitag, den 26. Januar 2018, war Herr Benjamin Pütter im Schlossgymnasium für alle Siebtklässler zu Gast und erzählte als Kinderrechtsexperte vom Hilfswerk „Sternsinger“ über die Auswirkungen von Kinderarbeit.Zunächst stellte er den Unterschied heraus zwischen „Mama zu Hause ein bisschen helfen“ und der realen, definierten Kinderarbeit, die „von Kindern unter 15 Jahren verrichtet wird, die nicht zur Schule gehen DÃœRFEN, weil sie arbeiten MÃœSSEN“. Kommen dann noch die Aspekte „ausbeuterisch“ und „gesundheitsschädlich“ hinzu, werden Hilfswerke aktiv, um die Kinder zu befreien: Auch die „Sternsinger“. Deshalb reiste (der 57-jährige) Herr Pütter in den letzten 25 Jahren 84 Mal nach Indien, wo er Kinderarbeit in vielen Facetten kennenlernte, die er den Schüler/innen in beeindruckenden, ja schockierenden Bildern vorführte.Die meisten Kindersklaven leben Tausende von Kilometern von ihren Familien entfernt, weil diese versuchen, aus einer Schuldenfalle herauszukommen, die zur Endlosschleife wird. DieseKinder  versucht Herr Pütter mit Helfern vor Ort zu befreien und ihnen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.Da gibt es nach wie vor viele Teppichknüpf-Kinder - 12 bis 14 Stunden am Tag, die sich mit der scharfen Sichel beim Faden-Durchtrennen leicht die Finger verletzen können - und die Kinder am Bunsenbrenner, die schon als 5-Jährige ihre 7-Tage-Woche damit verbringen, Glasringe zusammenzulöten. Auch das Herstellen von Räucherstäbchen und Zigarren oder auch das barfüßige Müllsortieren auf riesigen Müllhalden bringt Giftstoffe in Kinderkörper. Und extrem schwer haben es Kinder in Steinbrüchen: Das Herstellen von Granit-Grabsteinen, Schotter für den Straßenbau und Pflastersteinen für Marktplätze großer Städte – auch in Deutschland – ist körperlich sehr anstrengend, gefährlich und gesundheitsschädlich: Zu früh explodierendes Dynamit reißt Finger und Zehen weg, große Hämmer treffen nicht immer nur Steine, Bohrmaschinen machen Ohren taub und der Steinstaub, der sich in der Lunge absetzt, verkürzt die Lebensdauer der Kinder auf 30 Jahre. Allerdings ist es sehr schwer, diese Missstände nachzuweisen oder gegen sie vorzugehen: Herr Pütter ist dabei 2016 fast ums Leben gekommen, seine drei Mitstreiter haben es nicht überlebt.Nach dem spannenden Vortragsteil bezog Herr Pütter die Schüler/innen mitein, indem er vorstellte, was „man“ alles tun kann. Er lud aber eindringlich dazu ein, es nicht irgendeinem „man“ zu überlassen, etwas zu ändern, sondern sich selbst dafür einzusetzen, dass Kinderarbeit geächtet und damit minimiert werden kann – z.B. durch Achtsamkeit auf entsprechende Siegel beim Schuh- und Kleiderkauf, bei Lebensmitteln, Teppichen, Modeschmuck und Steinen.Auch an Schulen könne man fair gehandelte Lebensmittel und Kleinigkeiten verkaufen oder Veranstaltungen machen, um Geld zu sammeln für solche Befreiungsaktionen.Am Ende der Veranstaltung bekam Herr Pütter symbolisch 550 € überreicht, die im Weihnachtsgottesdienst und von der SMV des Schlossgymnasiums im Dezember gespendet worden waren.Es war eine sehr beeindruckende Vorstellung, die etliche Schüler dazu veranlasste, sich Herrn Pütters Buch „Kleine Hände – großer Profit“ zu kaufen und damit für sich das Thema Kinderarbeit weiter zu vertiefen.Für das kommende Schuljahr ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Schlossgymnasium und Herrn Pütter in Form eines Projekttages geplant.