Ich bin nicht schuld!

Die Oberstufen-AG des Schlossgymnasiums beeindruckt mit Max Frischs „Andorra“.

Als Barblin das Haus ihres Vaters weißelt, scheint die Welt in Andorra noch heil zu sein. Doch schon bald wird den Zuschauern deutlich vor Augen geführt, dass der vermeintliche Jude Andri vom Kollektiv der Andorraner niemals als einer der ihren akzeptiert werden wird.

Dank des nuancierten Spiels aller Akteure nimmt die Beklemmung im Publikum stetig zu, abstrakte Begriffe wie Feigheit, Ungerechtigkeit und Angst erhalten ein Gesicht, eine Stimme und füllen den Raum. Und immer wieder treten die Andorraner hervor und beteuern: „Ich bin nicht schuld!“ Nicht schuld daran, dass der eine unter ihnen niemals dazugehören konnte. Nicht schuld daran, dass sie ihn zu dem gemacht haben, was er nie war. Nicht schuld an seinem Tod.

Wie aktuell Frischs Drama und die Frage nach Identität auch heute noch ist, verdeutlicht die Theatertruppe eindrücklich. Die kollektive Rollenzuschreibung führt in die Katastrophe und das damit einhergehende Grauen und Entsetzen wird von den jungen Schauspielern erlebbar gemacht. Dabei meistern sie auch schwierige Rollen überzeugend und mit großer Textsicherheit, selbstbewusst, mit einer Mimik und Gestik, welche stets die Aussage der entsprechenden Szene zu unterstreichen weiß. Die Intensität des Geschehens überträgt sich auf das erstarrte Publikum. Am Ende weißelt Barblin das Pflaster des großen Platzes. Sie hat den Verstand über all dem Gräuel verloren. Es dauert einige Sekunden, bis sich die Zuschauer aus dem Nachhall der letzten starken Szenen lösen können und mit ihrem Beifall die schauspielerischen Höchstleistungen der Schülerinnen und Schüler gebührend feiern.