Die Reise der Adler – Schüleraustausch Marsh Valley 2016

Am 16. Oktober 2016 war es soweit, der Schüleraustausch, auf den wir 16 Schülerinnen und Schüler des Schlossgymnasiums schon seit einem Jahr warteten,...
...war plötzlich kein weit entferntes Ereignis mehr. Um 7 Uhr trafen sich alle deutschen Austauschschüler am Flughafen in Stuttgart. Nachdem wir uns von unseren Familien verabschiedet hatten, ging es auch schon zum Check-in. Der erste Halt: München. Ein 2-stündiger Flug, bei dem niemand vor Aufregung schlafen konnte. Dann stand auch schon der Flug nach Denver an. Nach anstrengenden 9 Stunden Filmmarathon, Musikhören und Schlafen kamen wir mittags in den USA an. Jedoch war unsere Flugreise noch nicht zu Ende, denn wir hatten noch einen Flug nach Salt Lake City und eine Busfahrt nach Inkom vor uns, wo unsere Austauschpartner auf uns warteten. Bei unserer späten Ankunft in Inkom schneite es, aber wir wurden herzlich von unseren Gastfamilien empfangen. Der Schnee war glücklicherweise nur eine Art „Willkommensgeschenk“, denn die nächsten Tage besserte sich das Wetter deutlich. Natürlich sind wir während unseres Aufenthaltes in Amerika auch zur Schule gegangen. Das war eine neue Erfahrung für uns alle. Gleich am nächsten Morgen ging es mit den typisch gelben Schulbussen los in die Schule, die Marsh Valley High School. Uns erwartete ein Schultag von 8.15 Uhr bis 16.10 Uhr. Anfangs war das ganz schön lange, jedoch gewöhnten wir uns recht schnell an diese Schulzeiten. Vor Beginn des Unterrichts bekam man ein kleines Frühstück von der Schule und zum Mittagessen konnten wir in die Mensa gehen. Jeden Morgen standen alle Schüler nach der Ansage des Rektors auf und sprachen mit der Hand auf dem Herzen und in Richtung der in jedem Raum hängenden Flagge den „Pledge of Allegiance“, zu Deutsch: den Fahneneid, bei dem sie Loyalität zum Land versprachen. Die ersten zwei Tage begleiteten wir unsere Austauschpartner mit in den Unterricht, bis wir unsere eigenen Stundenpläne bekamen. Die netten Lehrer und unsere neuen, sehr hilfsbereiten amerikanischen Mitschüler halfen uns dabei, uns zu integrieren. Außerdem hatten wir jeden Tag die gleichen Fächer. Anfangs war es ungewohnt, jeden Tag denselben Stundenplan zu haben und was uns sehr neidisch machte, waren die außergewöhnlichen Fächer. Wir belegten Kurse wie Chor, Musical, Kreatives Schreiben, Automechanik, Fotografie usw. Uns wurde erklärt, dass der Stundenplan viermal im Jahr, alle zwölf Wochen neu zusammengestellt wird. Begeisternd war auch die Tatsache, dass die tägliche Mittagsschule den Unterricht für Freitag abdeckte und das Wochenende dort daher drei Tage lang war, was natürlich sehr toll und praktisch war, denn so konnten wir mehr Zeit mit unseren Gastfamilien verbringen. Uns begeisterten auch sehr die Schulteams in allen möglichen Sportarten wie Fußball, Basketball, American Football, und und und... Einige von uns haben die Fußball-Mädchen bei ihrer State-Soccer Meisterschaft mitangefeuert. Dabei ging es sehr zur Sache und es war sehr emotional. An einem Abend haben wir auch ein American Football Spiel der Jungs angeschaut. Es spielten die „Marsh Valley Eagles“ gegen eine Mannschaft aus Idaho Falls. Trotz der Kälte erlebten wir ein spannendes Spiel, an dem auch die Cheerleader eine Choreografie zeigten. Das war ein großes Event, wobei der Sieg wegen eines Punkts leider an die Gegner ging. Insgesamt ist uns die Schule etwas lockerer und weniger streng als in Deutschland vorgekommen. Das Essen war erstmals etwas gewöhnungsbedürftig. Das kleine Frühstück in der Schule bestand meist aus einer kleinen Packung Saft und Pizza oder Taco. Die Mensa oder Cafeteria bot täglich in zwei Schichten Pizza, Taco, Burger oder Barbecue-Fleisch an und eventuell auch Salat. Zum Trinken gab es Milch. Viele von uns haben gelernt, das frische Essen aus unserer Mensa im Schlossgymnasium wertzuschätzen. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass dort viel mehr Süßigkeiten gegessen wurden. Der amerikanische Alltag unterschied sich nicht allzu groß von unserem deutschen Alltag. Die Gastfamilien nahmen uns freundlich als weiteres Familienmitglied auf. Unter der Woche gab es lediglich ein gemeinsames Abendessen am Tag, da wir jeden Tag Mittagschule hatten. Vor dem Essen wurde gebetet und es wurde vom Tag erzählt und Witze gemacht. Im Gegensatz zum Schulessen gab es zu Hause leckere und frisch gekochte Gerichte – amerikanische Gerichte, die wenig mit Burgern und Pommes Frites zu tun hatten. Das Wochenende ging von Freitag bis Sonntag. Man hatte also viel Zeit, um sich mit Freunden zu treffen und beispielsweise in die Lava Hotsprings zu gehen, ein Thermalbad mit vielen Becken unter freiem Himmel. Dort konnte man sich entspannen und zwischen den verschieden heißen Becken wechseln. Ein weiteres Ausflugsziel war für viele Salt Lake City, die Hauptstadt des Nachbarstaates Utah. Dort konnte man den Spuren der Mormonen im Museum und in „Temple Square“ auf den Grund gehen. Beeindruckend war auch der Ausblick auf die Großstadt vom Dach des „Conference Centers“, mit einem anschließenden Stück Torte aus der „Cheesecake Factory“. Diejenigen, die auf einer Farm gewohnt haben, sind mit den Pferden ausreiten gewesen, waren Quad fahren und sogar beim Kuhverkauf dabei. Das neue Umfeld gab uns einen guten Einblick in das harte Leben eines Farmers, die Vor- und Nachteile, die das Landleben mit sich bringt. Abends konnten wir einen überwältigenden Sternenhimmel betrachten, der frei von jeglicher Lichtverschmutzung fast unnatürlich intensiv leuchtete. Sonntags ist man dann in die Kirche gegangen. Der Gottesdienst der Mormonen unterschied sich vor allem im Ablauf von der uns bekannten Messe. Es wurden Erlebnisse und Erfahrungen mit der Gemeinde geteilt und anschließend wurden die Kinder, nach Altersgruppen und manchmal nach Geschlecht getrennt, zwei Stunden lang unterrichtet. Auffallend war das starke Gemeinschaftsgefühl, das dort immer herrschte, auch dienstags beim Treff der „Jungen Frauen“, wo sie sich auf ihr späteres Leben vorbereiteten. Unser 5 tägiger „Fieldtrip“ vom 27. Oktober bis 02. November 2016 führte uns in den ältesten Nationalpark der Welt. Der Yellowstone Nationalpark ist einer der größten Parks in den USA. Er befindet sich im Nordosten Idahos, über die Grenzen hinaus nach Wyoming und Montana. Die Autofahrt von der Marsh Valley High School dauerte ca. 4 Stunden. Gewohnt haben wir in unserer eigenen Blockhütte, die sich an einem Waldrand nahe zu Teton Village befand. Die Größe und Ausstattung der Hütte übertraf unsere Erwartungen. Der hauseigene Outdoor-Whirlpool war somit eines der Highlights. Erfolgreiche Touristen waren wir auf unseren Safari Ausflügen. Das Wetter spielte zwar nicht perfekt mit, umso mehr Tierarten und unberührte Natur kamen zum Vorschein. Von Grizzlybär, Bisons, Hirschen und Kojoten zu Eichhörnchen war alles dabei. Ebenfalls besuchten wir unzählige Geysire, Schlammtöpfe und heiße Quellen, die man so nirgendwo anders zu Gesicht bekommt. Da sich ein Vulkan über das komplette Gebiet des Yellowstone Parks erstreckt, erklärt sich damit die Ursache und Häufigkeit der Geysire. Einen Tag verbrachten wir in der Cowboystadt Jackson. Das Stadtbild ist von Symbolen geprägt, die an die Indianerzeit erinnern. Über Halloween waren wir noch auf der Hütte. Daher haben wir Deutschen uns nach amerikanischem Vorbild verkleidet und geschminkt und gemeinsam mit den Lehrerinnen lustige Spiele gespielt. Wir genossen die letzte Woche in den Familien und veranstalteten zum Abschluss den traditionellen „German Evening“. Dazu kochten wir Schnitzel mit Kartoffelsalat für unsere amerikanischen Familien und boten anschließend ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm mit Klavierstücken, Quizzen, einem Film und dem a cappella Gesangsstück der Mädchen. Als Abschiedsgeschenk hatten wir Pullis mit den Namen aller Schüler und ihren Austauschpartnern drucken lassen, die wir ihnen an diesem Abend überreichten. Bald war es wieder Zeit für uns, nach Deutschland zu fliegen. Die vier Wochen waren wie im Flug vergangen und der Abschied fiel uns allen schwer. Es flossen viele Tränen. Niemand wollte seine Gastfamilie verlassen, denn man hatte jeden in den vier Wochen ins Herz geschlossen und wir versprachen uns, dass wir uns wiedersehen würden. Als wir dann um ca. vier Uhr morgens mit dem Bus nach Salt Lake City losfuhren, begann auch schon unsere lange Rückreise. Von Salt Lake ging es nach San Francisco. Da hieß es für uns wieder Filme schauen, Musik hören und ganz viel schlafen. Als wir dann um 11.15 Uhr in Frankfurt landeten, waren wir nur noch wenige Stunden davon entfernt, von unseren Familien abgeholt zu werden. Und nach langem Warten auf das Gepäck in Stuttgart, wo uns unsere Familien und Freunde schon sehnsuchtsvoll erwarteten, konnten wir sie endlich wieder in die Arme schließen. Wir sind uns einig, dass uns durch unsere Lehrerin Frau Kaczmarek die einmalige Chance geboten wurde, ein so unvergessliches Erlebnis zu haben und sind alle sehr froh und dankbar darüber und freuen uns schon auf das Wiedersehen mit einigen unserer neuen amerikanischen Freunde im Sommer. Von Erika Ngyuen, Nina Esser, Carmen Mendetzki Brines und Julia von Fugler